Synoptische Vorhersage
SYNOPTISCHE ÜBERSICHT K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 27.07.2024 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
W z Übergang in H M
Über der Mitte und dem Norden abends und nachts erneut gebietsweise Starkregen,
vereinzelt Unwetter und eingelagerte Gewitter. Im Süden ab dem Nachmittag teils
starke Gewitter, lokal Unwetter. Am Sonntag Wetterberuhigung.
Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
Samstag... gelangt mit einer westsüdwestlichen Strömung am Rand eines großen
Troges über Nordwesteuropa in die Südhälfte sehr warme, teils heiße und
potentiell labile Luft subtropischen Ursprungs. Nördlich davon wird eine
atlantische Luft advehiert, die moderater temperiert ist und stabiler. Die
barokline Grenze dazwischen wird von einem Tiefausläufer markiert, an den nachts
und am Vormittag eine Welle über die Mitte Deutschlands nach Osten zieht. Sie
brachte vor allem im Westen und der Mitte gebietsweise starken Regen mit 20 bis
30, vereinzelt über 50 l/qm in 6 bis 12h.
Die Welle zieht am heutigen Vormittag mit etwas abschwächendem Regen nach Polen
ab, lokal sind im Nordosten aber anfangs noch Starkregenmengen nicht
ausgeschlossen. An der weiter über der Mitte zurückhängenden Kaltfront regnet es
auch tagsüber zeitweise leicht bis mäßig in einem Streifen vom Saarland und
RheinlandPfalz bis nach Sachsen.
In den anderen Gebieten ist es heiter bis wolkig und trocken. Vor allem ganz im
Norden und Nordwesten, sowie südlich der Donau scheint längere Zeit die Sonne.
Am Nachmittag kommt dann jedoch eine weitere Welle von Frankreich her auf den
Westen zu. Diese ist ebenfalls an einen Randtrog gekoppelt, der markanter als
sein Vorgänger über Benelux näher kommt.
So setzen nachmittags in RheinlandPfalz, dem südlichen NRW und Hessen wieder
teils kräftige (Stark)Regenfälle ein, die sich nach Osten bis Nordosten
ausbreiten. In diese sind vereinzelte Gewitter eingelagert, vor allem zum warmen
Rand nach Süden hin.
Darüber hinaus kommen in einem weiteren, südlich ansetzenden
Niederschlagsschwerpunkt, abends in BadenWürttemberg je nach Einstrahlung
schauerartige Regenfälle oder Gewitter auf, die sich ebenfalls nach Osten
ausbreiten. Hier sind bei guter Scherung und sehr hohem Wassergehalt (PPW 40 mm)
Starkregen, aber auch Hagel und Sturmböen nicht unwahrscheinlich, allerdings
spielt hier die noch unsichere Einstrahlung und Labilisierung Zünglein an der
Waage. Unwetter sind zumindest lokal jedenfalls nicht ausgeschlossen. Sollte es
mit der Labilisierung nicht so klappen, dürfte es eher Richtung schauerartigen
Regen mit eingelagerten, weniger starken Gewittern gehen. Auch aus den Alpen
heraus können vereinzelte Gewitter auf den Alpenrand, wobei die stärksten
Entwicklungen inneralpin bleiben sollten.
Der Wind weht abseits der Gewitter schwach bis mäßig aus häufig westlichen
Richtungen.
Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 20 und 25°C im Norden und Westen und
zwischen 26 und 32°C im Süden und Südosten.
In der Nacht zum Sonntag schwenkt der Trog in den Norden Deutschlands und bringt
kräftige Hebung, die meist aus Vorticityadvektion, nach Osten hin zunächst teils
aus Warmluftadvektion resultiert. Außerdem führt er die zweite Welle über die
Mitte Deutschlands hinweg nach Nordosten.
Die sich damit ausbreitenden schauerartigen Regenfälle erfassen weite Teile
Deutschlands, ausgenommen bleibt nur der äußerste Norden. Oft fallen 10 bis 20,
gebietsweise 20 bis 30 l/qm in 6 bis 12h, lokal werden von allem Modellen noch
höhere Mengen angeboten, teilweise 50 bis 60 l/qm. Deren Schwerpunkte sind aber
unsicher. Die nötigen (markanten) Regenwarnungen können nach Lage der Dinge eher
mit wenig Vorlauf ausgegeben werden, regional kann mit eventuellen
Unwetterwarnungen draufgesattelt werden.
Zudem treten vor allem nach Süden hin einzelne Gewitter mit lokalem Starkregen
über 25 l/qm in kurzer Zeit und einzelnen steifen bis stürmischen Böen Bft 7
auf. Anfangs sind vereinzelt auch Hagel und Sturmböen (910 Bft) und demnach,
gerade in der Verbindung mit dem Starkregen auch Unwetter.
Ansonsten weht der Wind nur schwach aus unterschiedlichen Richtungen, lediglich
auf der Rückseite der sich entwickelnden Welle frischt der Wind, auf West bis
Nordwest drehend, im Nordosten kurzzeitig stärker auf mit einzelnen 7er Böen.
Im äußersten Norden ist es teils aufgelockert, im Laufe der Nacht kommen aber
auch mit dem Trog einzelne Schauer oder kurze Gewitter im Norden auf. Derweil
ziehen die Regenfälle und Gewitter aber schon Richtung Brandenburg und
Vorpommern im Nordosten und nach Bayern ab, während es in den anderen
Landesteilen vor einem Höhenrücken über Westeuropa und bei steigendem Bodendruck
rasch wieder beruhigt.
Die Tiefsttemperaturen liegen zwischen 19 und 13, im Nordwesten zwischen 17 und
10°C.
Sonntag... überquert der Trog rasch Deutschland nach Osten und liegt abends
schon über Ostpolen, dahinter gelangen wir in den Einflussbereich eines in die
Nordsee sich aufwölbenden Rückens, begleitet von einem Bodenhochdruckgebiet, das
sich in den Westen Deutschlands schiebt.
Die Frontalwelle zieht schon morgens nach Polen ab, während die rückwärtige
Kaltfront auch tagsüber zu den Alpen zurückhängt.
Bis zum Mittag fällt im Nordosten und im Südosten gebietsweise Regen mit 5 bis
10 l/qm Richtung Oder und 10 bis 15 l/qm in Teilen Südbayerns. Am Nachmittag
wohl nur noch der Alpenrand von einigen Schauern betroffen, vielleicht noch der
Nordosten, viel passiert aber nicht mehr. Für vereinzelte Gewitter reicht es
eventuell noch im Nordosten.
Dazu frischt der West bis Nordwestwind bei etwas verschärftem Gradienten mit
Annäherung des Hochs im Nordosten auf und es kommt zu einigen Böen 7 Bft an der
Ostsee und vielleicht über Vorpommern bis etwas ins Binnenland.
Ansonsten setzt sich mehr und mehr Hochdruckeinfluss und vor allem im Westen und
Süden die Sonne durch und es bleibt trocken. Ein paar Quellungen oder Sc bis zur
Absinkinversion in ca. 800 hPa stören da kaum.
In der nun überall einfließenden etwas kühleren Meeresluft liegen die
Höchstwerte zwischen 19°C an der Nordsee bis vereinzelt 28°C am Oberrhein.
In der Nacht zum Montag kommt der Rücken ein wenig nach Osten voran und stützt
das neue Bodenhoch, das seinen Schwerpunkt stärker nach Deutschland herein
verlagert. Damit bleibt es überall trocken bei größeren Auflockerungen oder
geringer Bewölkung.
Bei schwacher Luftbewegung kann es insbesondere im Norden stellenweise Nebel
geben. Der anfangs im Nordosten lebhafte Westwind, abends an der Ostsee mit
einzelnen Böen 7 Bft, lässt auch dort bald nach.
Die Temperaturen gehen auf angenehm frische 15 bis 8 Grad zurück, etwas milder
bleibt es an den Küsten und auf einigen höheren Bergen oberhalb der
Absinkinversion.
Montag... schwenkt nun auch der Höhenrücken nach Deutschland, während die
Hochdruckzone ihren Schwerpunkt in den Norden und Osten des Landes verschiebt.
Unter Hochdruckeinfluss und Absinken trocknet die Luft weiter aus und es steht
ein oft sonniger und trockener Sommertag an. Nur im Norden sind einige harmlose
Quellwolken Start.
Dabei setzt sich an der Südwestseite des Hochs die sehr warme bis heiße Luft
wieder nach Norden in Bewegung und breitet sich in den Süden und Südwesten aus,
wo die Temperaturen auf 27 bis 31°C steigen. Im Norden ist das Temperaturniveau
moderater mit 23 bis 27°C.
Der Wind weht meist schwach, im Bereich des Hochs aus unterschiedlichen, sonst
aus östlichen Richtungen.
In der Nacht zum Dienstag hält sich Hochdruckeinfluss und Absinken. Bei geringer
Bewölkung und in trockener Luft kühlt es lüftungsfreundlich auf 16 bis 9°C ab.
Modellvergleich und einschätzung
Die Modelle simulieren die großräumige Entwicklung ähnlich. Unterschiede sind
bei den Regenfällen zu finden. Für die kommende Nacht werden auf Zugbahn der
Welle über dem Norden markante Starkregenwarnungen nötig, die mit Vorlauf heute
mittag ausgegeben werden und in situ mit Gewittern oder
Starkregenunwetterwarnungen ergänzt werden können. Die Unsicherheiten bezüglich
der Gewitter im Süden sind im Text erwähnt.
Vorhersage und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner
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