Synoptische Vorhersage
SYNOPTISCHE ÜBERSICHT K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 12.06.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
HNF a
Samstag beginnend im Westen und vereinzelt im Südwesten, in der Nacht zum
Sonntag zusätzlich auf den Nordwesten und Teile der Mitte übergreifend Gewitter
bis hin zum Unwetter durch heftigen Starkregen bis 40 mm und Hagel.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
Donnerstag... liegt Deutschland im Bereich eines Höhenkeils, der sich vom
westlichen Mittelmeer über die Nordsee hinweg in Richtung Ostgrönland erstreckt.
Durch diesen Keil wird ein ausgedehntes Bodenhoch mit Schwerpunkt über der
Norwegischen See gestützt, dessen Keil über Südschweden hinweg bis zur
Ungarischen Tiefebene erreicht. Der Höhenkeil wird durch einen Langwellentrog
über dem nahen Ostatlantik flankiert. Ein an dessen Vorderseite über die
Britischen Inseln hinweg nordwärts ablaufender Anteil sorgt über Frankreich für
Druckfall, wodurch aus dem Keil heraus eine östliche bis südöstliche bodennahe
Strömung zustande kommt. Dabei frischt der Wind tagsüber etwas auf, für
warnrelevante Böen sollte es jedoch selbst in den Gipfellagen der westlichen
Mittelgebirge kaum reichen.
Absinken im Bereich des Höhenkeils lässt keine nennenswerte Bewölkung entstehen,
so dass sich die Luft erwärmt. Im Westen und Süden steigt die Temperatur auf 24
bis 29, in den südwestdeutschen Tälern bis 31 Grad. Im Norden und Osten sind 20
bis 24, an der See um 18 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Freitag rückt der Keil etwas nach Osten vor, so dass dessen
Achse dann über der Mitte Deutschlands zu finden ist. Das Bodenhoch liegt dann
mit Schwerpunkt über Südschweden. In der daraus ausfließenden trockenen Luft
stellen sich im Osten einstellige Temperaturminima ein, wogegen sich im Westen
und Südwesten Deutschlands bereits feuchtere Luft mit Temperaturminima über 15
Grad bemerkbar macht. Aufgrund des weiterhin vorhandenen Gradienten ist die
Nebelneigung gering.
Freitag... wölbt sich der Keil, gestützt durch über der BarentsSee und Lappland
einsetzende Warmluftadvektion, noch etwas auf, ohne wesentlich weiter nach Osten
voranzukommen. Ein weiterer Trog, der von Westrussland bis zur Ägäis reicht,
wirkt dabei blockierend.
Der sich den Britischen Inseln nähernde Trog zapft Subtropikluft aus dem
westlichen Mittelmeerraum an. In dieser Luftmasse entwickelt sich in der
zusehends labileren Luft über Frankreich eine flache Tiefdruckrinne. Im
äußersten Westen und Südwesten Deutschlands dreht zudem die Strömung auf
SüdSüdwest, was in diesen Gebieten eine Labilisierung und Feuchtezunahme zur
Folge hat. Der Gehalt an niederschlagbarem Wasser steigt dort auf 30 bis 35 mm,
CAPE (MU) auf weit über 1000 J/kg. Allerdings ist aufgrund der trockenen
Grundschicht, die aus der nach wie vor bestehenden östlichen bodennahen
Windkomponente resultiert, stark gedeckelt. Allenfalls zur belgischen Grenze hin
und vielleicht auch im Hochschwarzwald können einzelne Überentwicklungen nicht
ganz ausgeschlossen werden.
Abgesehen davon dauert das Absinken im Randbereich des o.g., nahezu ortsfesten
Hochs an, so dass einer weiteren Erwärmung nichts mehr im Wege steht. Die
Temperatur steigt auf 30 bis 34, im Norden und Osten auf 26 bis 30 und an
Küstenabschnitten mit Seewind auf Werte um 20 Grad. Im Westen und Südwesten ist
aufgrund der zunehmenden Schwüle mit einer starken Wärmebelastung zu rechnen.
In der Nacht zum Samstag greift die Achse des Höhenkeils unter leichter
Verkürzung der Wellenlänge auf den Osten Deutschlands über. Dies lässt bis in
den Norden und in die Mitte hinein die Strömung auf Südwest drehen, so dass
feuchtlabile Luft bis in diese Regionen vordringt. Nach wie vor ist die
Labilität gedeckelt und dort, wo der Deckel kaum ausgeprägt ist, fehlen
Feuchte und Hebung, so dass konvektive Umlagerungen ausbleiben dürften. Während
im Nordosten und im Osten noch einmal Tiefsttemperaturen unter 15 Grad zu
erwarten sind, steht größeren Städten West und Südwestdeutschlands die erste
Tropennacht dieses Sommers mit Temperaturminima nicht unter 20 Grad bevor.
Samstag... verschiebt sich das Zirkulationsmuster ein wenig nach Osten. Der
wetterbestimmende Höhenkeil erreicht mit seiner Achse Ostdeutschland, das
korrespondierende Bodenhoch mit Schwerpunkt über dem Ostseeraum beginnt sich
abzuschwächen. Der nachfolgende Trog greift auf die Britischen Inseln über.
Hierdurch setzt sich, abgesehen vom Nordosten und Osten, nahezu deutschlandweit
eine südsüdwestliche Strömung durch. Mit dieser verstärkt sich der Zustrom
extrem labiler und sehr feuchter Luft.
Die an dessen Vorderseite liegende Tiefdruckrinne wird von Kaltluftadvektion
überlaufen und flacht daher mit dem Übergreifen auf den Nordwesten und Westen
Deutschlands zusehends ab, so dass sich nur noch mit Mühe konvergente Strukturen
finden lassen. CAPE (MU) erreicht in den westlichen und südwestlichen
Landesteilen 1500 bis über 3000 J/kg, der Gehalt an niederschlagbarem Wasser 30
bis (nach Nordwesten hin) über 40 mm. Ein in der steilen südwestlichen Strömung
nach Norden ablaufender Kurzwellentrog liefert Hebung, so dass sich im Südwesten
einzelne und im Westen bevorzugt westlich des Rheins vermehrt Gewitter
entwickeln. Aufgrund des hohen Flüssigwassergehalts besteht dabei Unwettergefahr
durch heftigen Starkregen, wobei auch extreme Regenmengen nicht ausgeschlossen
werden können. Da jedoch die Labilität weiterhin gedeckelt ist, bedarf es
orografischer Unterstützung. Die Scherung ist sehr gering, so dass der
Organisationsgrad hochreichender Konvektion nicht allzu sehr ausgeprägt ist.
Größere Hagelansammlungen sind durchaus vorstellbar, Superzellen mit Großhagel
sind jedoch eher weniger wahrscheinlich.
Im weitaus größten Teil Deutschlands dauert Absinken und damit nahezu
ungehinderte Einstrahlung an. Gegenüber Freitag erfolgt keine wesentliche
Temperaturänderung, wobei von Westen und Südwesten her bis in die Mitte hinein
die Schwüle und somit die Hitzebelastung zunimmt.
In der Nacht zum Sonntag setzt sich mit der weiteren Ostverlagerung des
Höhenkeils auch in den östlichen Landesteilen eine südwestliche Strömung durch.
Mit dieser dringt die feuchtlabile Luft bis in die mittleren Landesteile vor.
Bedingt durch Kurzwellentröge, die in der steilen südwestlichen Strömung
nordnordostwärts ablaufen, zeichnen sich zwei Schwerpunkte ab, bei welchen die
Konvektion am Leben gehalten wird. Das ist zum einen vom Westen ausgehend der
Nordwesten sowie Teile der Mitte und zum anderen durch einen weiteren
Kurzwellentrog in der zweiten Nachthälfte der Südwesten, wobei von dort aus
Entwicklungen auf das westliche Bergland übergreifen können. Weitere und spätere
Modellläufe können die Niederschlagsmaxima jedoch in anderen Gebieten
positionieren.
Dort, wo konvektive Umlagerungen weiterhin aktiv sind, besteht die gesamte Nacht
hindurch Unwettergefahr durch heftigen und teils mehrstündigen Starkregen,
durchaus mit Niederschlagssummen bis 40 mm in kurzer Zeit und um 50 mm innerhalb
weniger Stunden.
Die anderen Gebiete bleiben von hochreichender Konvektion noch verschont. Von
der Ostsee bis zu den Alpen ist es noch größtenteils klar. In größeren Städten
West und Südwestdeutschlands ist eine weitere Tropennacht zu erwarten.
Modellvergleich und einschätzung
Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Bemerkenswert ist die Inkonsistenz der Modelle hinsichtlich der
Niederschlagsmaxima; zudem wurde die maximale Labilität von Modelllauf zu
Modelllauf etwas zurückgerechnet und nach Westen verschoben.
Vorhersage und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann
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